Kerniges aus dem Steinwald: der Stonewood Woaz im Tasting

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Nächste Station unserer Deutschland-Reise durch die Welt der heimischen Malts! Aus dem Hause Schraml kommt uns dabei eine echte Rarität entgegen: der 5jährige Stonewood Woaz Single Wheat Malt Whisky. Dann machen wir uns geschmacklich doch gerne auf in Richtung Steinwald…

…seines Zeichens Mittelgebirge sowie weitläufiger Naturpark in der Oberpfalz, an dessen Fuße sich auch Erbendorf befindet, wo in der Alten Propstei (jeder vernünftige Mensch erfreut sich schon hier, da ja das Wort „Propst“ eines der wundersamsten in unserer schönen Sprache ist) die in der sechsten Generation familiengeführte Brennerei Schraml ansässig ist. Das Sortiment der Steinwälder Hausbrennerei besteht aus hochwertigen Obstbränden, seit 1957 zusätzlich Gin (Kaiser Hill 16 Bavarian Dry Gin) und eben auch (durchweg Stonewood - Steinwald - genannten) Whisky, den man allerdings schon seit den Anfangstagen herstellt. Schon Anfang des 19. Jahrhunderts fabrizierte man nämlich fast zufällig bei Brennversuchen den ersten deutschen Grain Whisky, der bis heute als Stonewood 1818 Single Grain Whisky mit 10 Jahren Fassreife zu haben ist. Mit dem Stonewood Dra (Single Malt, 3 Jahre) und dem Stonewood Smokey Monk (Single Malt aus Gerstenrauchmalz, 3 Jahre) stehen weitere spannende Vertreter der Brennerei auf der Theke, die wohl mit Fug und Recht als die älteste deutsche Whisky-Brennerei gelten darf.

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Uns hat es heute allerdings der Stonewood Woaz angetan, der seit 2008 nur in limitierter Menge abgefüllt wird und bei dem der Name Programm ist. Und was Woaz ist, das sollte jeder wissen, der einmal bei Sepp Folger und seinen Original Münchner Makrelen auf der Wies’n war: dort nämlich schmettert man begeistert die Zeilen „aber hoazn toan mer woazn“, heizen tun wir Weizen, wie das der gute Herr von Goisern darlegt. Das ist zwar Österreichisch, aber wir lassen das durchgehen, wir reden natürlich auch hier von einer speziellen Variante der Weizen-Machart: für den Stonewood Woaz werden Weizen- und Gerstenmalz mit Weißbierhefe vergoren – weshalb wir es eben mit einem Single Wheat Malt Whisky zu tun haben. Fünf Jahre lagert der Brand in amerikanischer Weißeiche und steht dementsprechend hell in der Flasche und im Glas. In der Nase entfaltet sich ein fein-würziges Aroma, bei dem ausgeprägte Eichen- und Getreidenoten neben Anklängen an Karamell, Zimt und Früchte (Banane!) stehen. Vielleicht sind wir ja durch unsere Vorab-Informationen konditioniert, aber im Geschmack stellt sich zumindest bei mir sofort der Charakter eines frischen Weißbiers ein – die durchaus spürbaren 43% sind trotz der relativen Jugend nicht aufdringlich, fruchtig und süß kommt der Woaz daher und bringt im zweiten Schluck auch Elemente von dunkler Schokolade und Getreide. Der sehr lange Abgang bleibt wohlig-fruchtig im Gaumen und rundet das Geschmackserlebnis harmonisch ab. Wir stellen fest, dass der Woaz einen absolut eigenen Charakter aufweist, der definitiv nicht so schmeckt (wie ja leider bisweilen der Fall), als ob ein Obstbrandhersteller nebenher Whisky fabriziert, sondern wie ein echter, eigener Single Malt, der die Fahne des Pioniers aus deutschen Landen mit Stolz tragen darf. Vom Woaz werden pro Jahr nur 600 Flaschen abgefüllt, eine Reservierung kann man über den Erwerb eines Zertifikates auf der Website des Herstellers sicherstellen.   

Stonewood WOAZ
Single Wheat Malt Whisky
43% vol.
5 Jahre in amerikanischer Weißeiche gelagert
Preis: 0,7l ca. 68 EUR
www.brennerei-schraml.de